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von Anke Rottmann 28 Aug., 2020
Beim Gang durch die Stallgasse bin ich immer schwer beeindruckt, was für edle Pferde bei uns so leben. Von „Royal Rose“ bis „Champion de Luxe“ ist alles dabei. Komisch nur, dass eigentlich niemand diese Wunderpferde auch wirklich so ruft… Dabei ist die Sache mit den Namen doch in den meisten Fällen vorgegeben. Schließlich haben die Zuchtverbände strenge Regeln, auch wenn sie sich von Rasse zu Rasse unterscheiden. Bei den Trakehner soll der Fohlen-Name den gleichen Anfangsbuchstaben wie die Mutter haben, bei den Hannoveranern dagegen den Anfangsbuchstaben des Vaters. Damit ist die Grundlage dann gelegt. Zu dem Anfangsbuchstaben kommen dann die Wünsche und Sehnsüchte der Besitzer dazu. „Dark Angel“ ist eine Rappstute, da passt es zumindest auf den ersten Blick. Doch schon bei der Boxennachbarin „Gioia“ frage ich mich, ob sie immer nur Freude bereitet, wie ihr Name auf Deutsch übersetzt verspricht. Und manchmal endet die Hoffnung der Besitzer auch bereits mit dem Namen: Bei „Flying Dutchman“ hat der Name jedenfalls nicht geholfen – der Wallach stoppt lieber vor jedem Hindernis. Die Sache mit der Aussprache Was zeigt, wie schwierig die Suche nach dem richtigen Namen sein kann. Da wird so lange gegrübelt, verworfen, neu gefunden – und schließlich stellt man fest: Im Alltag sind die Namen kaum zu gebrauchen. Denn während man noch „Lady of Red Dorringcourt“ ruft, ist der Fuchsstute bereits dreimal die Weide rauf- und runtergaloppiert. Und der Name „Dagstyggur“, der in Island so wunderbar passend klang, sorgt bei uns eher für eine verknotete Zunge. Ein Problem, das übrigens auch prominente Reiter kennen: Die US-Amerikanische Springreiterin Meredith Michaels-Beerbaum soll ihr Pferd Struwelpeter in Shutterfly umbenannt haben, weil sie den Namen nicht aussprechen konnte. Sag mir deinen Namen… Kein Wunder also, dass die Aufschriften auf den Boxenschildern oftmals nur wenig mit den Namen zu tun haben, die über die Stallgasse gerufen werden. Okay, manchmal ahne ich, wer gemeint ist. Wenn aus „Sir Montegue“ kurz „Monty“ wird. Oder aus „Lady Silver“ einfach „Lady“. Aber meist gilt eher das Motto: Nenn‘ mir deinen Namen und ich sag‘ dir, wie du bist. Denn die Kosenamen verraten oft vor allem eins: Kleine Eigenheiten der Pferde – wie zum Beispiel „Dussel“, der gerne mal ein bisschen träge wirkt und dann über seine eigenen Hufe stolpert. Oder „Möhrchen“ – bei ihr muss ich immer auf die Karotten aufpassen, sonst sind sie sofort aufgefuttert. Dass „Tinky“ eine Tinker-Lady ist, versteht sich von selbst. Und natürlich zeigen die Kosenamen auch die Liebe der Menschen zu ihren Pferden. „Herzchen“, „Süße“ und „Püppi“ gibt es in fast jedem Stall. Nur eine ist einmalig – meine Stute. Wie ich sie nenne? „Zauberhü“. Und das verrät wohl mehr über mich, als über sie, oder?
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